Negativ-Rekorde en masse 

In den letzten Tagen hat mich ein "Marktkommentar" meiner Kreissparkasse erreicht. Überschrift: Negativ-Rekorde en masse. Hier zunächst der Wortlaut:

"An den Rentenmärkten gibt es inzwischen in immer kürzerer Taktung neue Rekorde zu vermelden: 30jährige Bundrenditen erstmals negativ – Anleihen im Gegenwert von 16 Bio. USD mit Minusrenditen – nun alle umlaufenden Bundesanleihen negativ - erstmals Hypothekenkredite mit Negativzinsen in Dänemark etc. etc. Am Donnerstag vorige Woche fiel die Rendite für 10jährige Bundesanleihen erstmals unter die Marke von minus 0,7 %. Am Freitag fiel dann eine weitere Schallmauer: Der 50jährige EUR-Swapsatz notiert – man ahnt es fast – erstmals in negativem Terrain. Dies impliziert die Annahme, dass der Sechsmonats-EURIBOR in den nächsten 50 Jahren negativ bleibt – eine absurde Vorstellung. Zudem dürfte dieser Dammbruch kein gutes Signal für die Bundrenditen bedeuten, ... " (Auszug aus Marktkommentar der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen vom 19.8.19, Autor: Frank Klumpp, CFA, Investmentanalyst LBBW)

Nicht jeder Bürger kommt regelmäßig an solche Informationen. In diesem Bericht werden Fakten genannt. Ich lese Berichte über das "Marktgeschehen" fast täglich, aber diese Analyse ist mir besonders ins Auge gestochen. In unserem Umfeld gibt es Pessimisten, Realisten und Optimisten. Jeder malt sich sein eigenes Bild der Zukunft. Generell neigen wir jedoch dazu, die Hoffnung auf bessere Zeiten nie aufzugeben. Und das ist gut so. Ebenso wichtig ist es, der Realität ins Auge zu sehen und sich nicht vor Fakten und Wahrheiten zu verschliessen. Wenn wir die Indikatoren der Weltwirtschaft betrachten, finden wir leider seit langem keine positiven Anhaltspunkte.

Zuletzt hofften viele, die Politik werde es schon richten. Politik, Zentralbanken und alle anderen, die irgendeinen Einfluss zu haben meinen, stemmen sich seit Jahren gegen die Negativspirale. Nun müssen wir offensichtlich begreifen, dass wir uns noch immer nicht aus dem Dilemma befreien konnten. Wie wir sehen, werden weitere Zinssätze klammheimlich reduziert, um die europäische Wirtschaft und unsere Wettbewerbsposition am Leben zu halten. Aber es funktioniert nicht! Unser Wohlstand basiert auf Pump, die "Märkte" werden seit 10 Jahren mit künstlichem Geld geflutet und die Bilanz der EZB hat astronomische Ausmaße angenommen. In unserem Land steigen die Staatsschulden seit ich denken kann, obwohl manche Regierung hin und wieder tatsächlich einen ausgeglichenen Haushalt abgeliefert hat. In den letzten Jahren kamen die Negativzinsen zur Hilfe, mit denen die Sparer konsequent enteignet werden.

Der Bericht oben macht deutlich, dass wir mit immer größeren Schritten auf die nächste Krise zusteuern. Es ist noch immer eine Frage der Zeit und welches genau die auslösenden Faktoren sein werden. Darüber zerbrechen sich viele Experten den Kopf. Klar ist jedoch (und da sind sich viele Experten einig): Die nächste Krise wird alles Bisherige in den Schatten stellen. Wir leben in einem künstlichen, äußerst labilen Kartenhaus, das in absehbarer Zeit zusammenstürzen wird.

Daumen hoch. Bleiben wir zuversichtlich, dass die Verantwortungsträger weiter Lösungen finden werden, aber diese können wesentlich schmerzhafter werden als in der Krise vor 10 Jahren. So realistisch sollte jeder sein!