Beim letzten Besuch im nächstliegenden Store eines bekannten Handyherstellers habe ich etwas sehr Erstaunliches erlebt. Meine Frau und ich wurden im Verkaufsraum von einem blinden Mitarbeiter bedient. Sehr ungewöhnlich. Der junge Mann war hochmotiviert und sehr kompetent. Wir staunten nicht schlecht über seine Beratung und sein Geschick. Wir wunderten uns, wie er das alles schafft. Sein Arbeitgeber hat für solche Mitarbeiter eigene Geräte entwickelt. Es ist ein Add-on zum Handy, über welches der Mitarbeiter im Handumdrehen sämtliche Informationen erhält - über Sprachausgabe in einer Geschwindigkeit, die für uns „Normalos“ nicht zu verstehen war. Die Eingabe erfolgte wahlweise ebenfalls per Sprache oder über eine unscheinbare Braille-Tastatur. Der junge Mann berichtete begeistert von seinem Job und dem tollen Unternehmen, das ihm diese Arbeit ermöglicht. Ich spürte, dort war ein A-Mitarbeiter am richtigen Platz.
Die Unterteilung der Mitarbeiter in die Kategorien A, B und C ist in aller Munde. Es geht um die statistische Verteilung von Leistungsträgern, Mittelmäßigen und Low-Performern. Dazu gibt es unzählige Untersuchungen, Artikel und Schulungsangebote. Soweit zur Theorie.
Nur, wenn wir aus allen Mitarbeitern A-Personal machen oder von Haus aus nur A-Mitarbeiter einzustellen versuchen, werden wir dann ein A-Unternehmen? Ich denke nicht.
Die Summe der A-Mitarbeiter macht nicht das Unternehmen aus. Dazu braucht es mehr: A-Mitarbeiter brauchen aus meiner Sicht drei "Dinge". Sie brauchen AAA - Triple A!
Diese drei A's möchte ich gerne aufzeigen:
- Zuallererst brauchen sie A-Führungskräfte
. Eine Führungskraft ist nur so gut wie ihre Mitarbeiter - und umgekehrt. Eine B-Führungskraft wird also auf Dauer nicht der richtige Ansprechpartner für einen A-Mitarbeiter sein. Leistungsträger brauchen unternehmerischen Freiraum und viel Vertrauen, Motivation sowie Unterstützung von oben. Hervorragende persönliche und charakterliche Eigenschaften, eine Menge Empathie sowie eine 100%ige Integrität sollten die wesentlichen Merkmale einer Top-Führungskraft sein. Das fachliche soll nicht zu kurz kommen, spielt aber nicht die entscheidende Rolle. Eine Führungskraft muss in erster Linie führen - als Leader, nicht als Boss. Leader fördern Mitarbeiter, ein Boss fördert sich selbst.
- A-Werte
: Was nutzen die besten Mitarbeiter und Führungskräfte, wenn im Unternehmen keine klaren, ethisch einwandfreien und nachhaltigen Werte gelebt werden? Diese helfen nichts als Aushang an irgendeinem schwarzen Brett. A-Werte müssen top-down jederzeit vorbildlich gelebt werden und im Alltag fest verankert sein. Das geht weder von heute auf morgen noch per Order de mufti. Die Etablierung guter Werte ist ein jahrelanger, wenn nicht sogar Jahrzehnte währender Prozess. Und er ist in der Verantwortung der obersten Heeresleitung. Man kann es nicht an Berater delegieren. Werte müssen intern unter Einbindung der gesamten Belegschaft erarbeitet werden. Ein ganz wesentlicher Wert zeigt sich beispielsweise im Umgang mit Kunden und oder bei internen Fehlern. Hier trennt sich die Spreu sehr schnell vom Weizen, d.h. die "Werte auf dem Papier" von den gelebten Werten.
- A-nziehungskraft
: Wann ist ein Arbeitgeber, ein Unternehmen wirklich attraktiv? Dann, wenn jeder sich die Hände danach leckt! Nach den Produkten, nach einem Arbeitsplatz, nach allem… Nur wenige Unternehmen haben eine solche Anziehungskraft geschaffen. Weltmarken wie Apple oder mancher Automobilhersteller gehören dazu. Aber ich kenne sogar einen christlichen Gerüstbauer, der in seiner Region eine dermaßen hohe Arbeitgeber-Attraktivität entwickelt hat, dass sich Menschen um einen Job in dieser Firma reißen. Es muss also nicht immer die globale Marke oder ein tolles Produkt sein. Jeder kann genügend Dinge tun, um sein Unternehmen anziehender zu gestalten.
Wenn Sie Unternehmer sind, machen Sie im Wettbewerb um die besten Köpfe sicherlich einiges für Ihre "A's". Legen Sie Ihren Fokus darauf. Wir brauchen viele A-Mitarbeiter im Unternehmen. Aber ähnlich wie in einer Fußballmannschaft brauchen wir nicht nur Stars. Die "Zuspieler" und "Passgeber" mit solider, seriöser Arbeit haben ebenfalls ihre Berechtigung und sind ein wichtiges Rückgrat in jedem Kader.
Vielleicht ist der erwähnte Handyhersteller aus Sicht seiner Mitarbeiter ein AAA-Unternehmen. Ganz sicher bin ich mir nicht. Wir haben das neue Handy für meine Frau gerne gekauft. Der blinde Verkäufer mit seiner hervorragenden Beratung und seiner Begeisterung für den Job hat einen erheblichen Teil dazu beigetragen.